Shirvani & Oesterle
Räume mit Persönlichkeit


SHIRVANI & OESTERLE ist ein Münchner Planungs- und Gestaltungsbüro
für Architektur und Innenarchitektur, das seit 2003 mit einem zeitlosen und persönlichen Stil
gewerbliche und private Projekte gestaltet und mit mehreren internationalen Designpreisen ausgezeichnet wurde. Gründer sind Robert Oesterle und Azar Shirvani.
mavi im Gespräch mit Azar Shirvani




Marks
mavi: Azar, eine Ihrer prägenden Phasen als Innenarchitektin war bei Matteo Thun. Wie war die Zeit in Mailand?
Azar Shirvani: Ich hatte gerade das Hotel Cortiina in München fertiggestellt, war 27 Jahre alt und entschied mich, nach Mailand zu gehen – dem Zentrum des europäischen Designs. Dort hatte ich das Glück, bei Matteo Thun in einem kreativen und sehr jungen Umfeld zu arbeiten. Die unmittelbare Zusammenarbeit des Studios mit führenden Möbelherstellern eröffnete mir neue Perspektiven, insbesondere wie sich die Grenzen zwischen Architektur, Innenarchitektur und Produktdesign auflösen können. Diese interdisziplinäre Arbeitsweise hat mein Verständnis von Gestaltung nachhaltig geprägt. Das hat meine Leidenschaft für traditionelle Handwerkskunst und hochwertige Materialien gestärkt. Diese Werte fließen heute in meine Arbeit ein und sind die Grundlage für die Schaffung zeitloser und persönlicher Räume.
mavi: Nach Ihrem Aufenthalt in Mailand kehrten Sie wieder nach München zurück, warum?
Azar Shirvani: Ich bin in München aufgewachsen und verwurzelt, das war der richtige Ort für mich, um mein eigenes Architekturbüro zu gründen. Als ich aus Mailand zurückkam, habe ich die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Gastronomen-Duo Rudi Kull & Albert Weinzierl fortgesetzt, das ein neues Restaurant eröffnen wollte.
Albert Weinzierl, der selbst Architekt ist, hatte die Idee für ein neues Konzept, das an einer exponierten Stelle an der Maximilianstraße liegt. So ist das Brenner entstanden, das letztes Jahr sein 20-jähriges Jubiläum gefeiert hat. Die denkmalgeschützte Säulenhalle des Marstalls und die beeindruckende Größe des Raumes stellten eine Herausforderung dar. Schnell war klar, dass mit einer Dreiteilung des Raumes eine Dynamik geschaffen werden konnte. Wichtig waren für mich die Begriffe: Atmosphäre, Feuer und Lebendigkeit. Wir hatten das Ziel diese Elemente zu verbinden. Das Ergebnis ist ein Grillbereich mit einer einer offenen Feuerstelle mitten im Raum. Im zweiten Bereich entsteht vor den Augen der Gäste die handgefertigte Pasta und im Eingangsbereich bietet eine Bar mit Lounge eine entspannt urbane Atmosphäre. Das Ziel war, zwei Kulturen zu verbinden. Norditalien und Süddeutschland. Die Möbel und die Beleuchtung sind Maßanfertigungen, aus hochwertigen Materialien. Alles soll organisch
gewachsen und zeitlos wirken.




Bargiornale
mavi: Danach folgten weitere Projekte in der Gastronomie.
Azar Shirvani: Ja, ich hatte bereits vor meiner Arbeit am Hotel Cortiina beschlossen, mich mit meinem Kollegen Robert Oesterle selbstständig zu machen. Nach dem Brenner hatten wir viele Projektanfragen, so dass wir unser Architekturbüro SHIRVANI & OESTERLE gegründet haben. Unser erstes gemeinsames Projekt war das Slips, ein Concept-Store am Gärtnerplatz. Danach folgten viele weitere gastronomische Projekte wie zum Beispiel die Systemgastronomie LA TAQUERIA, die wir für einen amerikanischen Kunden entwickelt haben. Für diese mexikanische Streetfoodmarke wollten wir die mexikanische Kultur erlebbar machen. Es sollte authentisch sein. Aus diesem Grund begab ich mich auch auf Recherchereise nach Yucatan. In dieser Zeit sind wir ein bisschen wie beim „Method Acting“ vorgegangen und sind voll in die mexikanische Welt eingetaucht, um uns zu inspirieren und der Kultur so nahe wie möglich zu kommen.
Das Ergebnis gewann mehrere Design Awards.




La Taqueria
mavi: Authentizität war Ihnen auch bei anderen Projekten wichtig.
Azar Shirvani: Ja, das ist eines der wesentlichen Ziele unserer Arbeit. Das Ergebnis sollte im besten Fall so aussehen, als ob es schon immer da gewesen wäre. Das Marks im Herzogpark ist so ein Beispiel. Das war ursprünglich ein alter Feinkostladen aus den sechziger Jahren, der in die Jahre gekommen war. Wir haben die Fläche sehr aufwendig umgebaut und um eine Tages Bar erweitert. Die Gestaltung orientiert sich an Delis aus New York mit einem französischen Akzent. Dieses Konzept fiel mir besonders leicht, weil ich zu Frankreich eine große Nähe spüre. Bis zum Studium war meine kulturelle Prägung Französisch, da ich eine französische Schule besucht habe. Ich verbrachte meine Ferien in Südfrankreich oder in Paris bei meiner Familie. Dieses echte „savoir vivre“ sollen die Gäste spüren, vielleicht auch nur unterbewusst. Wir kauften passende Original-Bistrostühle aus den 60ern von einem traditionellen französischen Korbstuhlhersteller und Leuchten aus einer kleinen Manufaktur in Brooklyn.




Office Clubroom
mavi: Die nächste Herausforderung war ein „Tiny Living“-Projekt.
Azar Shirvani: Hier hatte ich die Aufgabe auf 40 qm stylisches und funktionales Wohnen zusammenzubringen. Es gab einen hohen Qualitätsanspruch und wir wollten auf kleinstem Raum eine harmonische, großzügige Raumgestaltung erreichen. Wir arbeiteten hier mit Münchner Möbelmanufakturen zusammen und letztendlich sprechen die Bilder für sich.
Dass es dafür dann auch noch einen Designpreis gab, das hat mich besonders gefreut.




Tiny Living
mavi: Was war dann das nächste Projekt?
Azar Shirvani: Ein Kunde wollte eine schön gestaltete Penthouse Wohnung für seine über 80-jährigen Eltern. Die Räume sollten übersichtlich und puristisch sein, aber dennoch eine warme Atmosphäre ausstrahlen. Das Penthouse war mitten in einer Parkanlage mit altem Baumbestand und wir dachten uns: „Lass uns die Natur hereinholen.“ Als Inspiration stand das Bild eines Baumhauses vor uns. Lichtdurchflutet und naturnah. Deshalb arbeitete ich bei der Möblierung auch mit warmen Holztönen. Die Wohnung bietet enorm viel Komfort, mit smarten Ladestationen, intuitiv bedienbaren Schaltern und einem per App ausfahrbaren Bettelement aus der Decke, um das Arbeitszimmer unkompliziert in ein Gästezimmer zu verwandeln. Besonders schön war bei diesem Projekt, dass wir sehr eng mit unserem Auftraggeber, der ein renommierter Produktdesigner ist, zusammenarbeiten konnten. Er hatte viel Vertrauen in unsere Arbeit und hat sich sehr über das Ergebnis gefreut. Und noch schöner, dass die Eltern die neue Wohnung sehr gut angenommen haben und nichts daran ändern wollten. Das war das schönste Kompliment.
mavi: An welchen Projekten arbeiten Sie gerade?
Azar Shirvani: Aktuell stehen wir kurz vor der Fertigstellung eines Einfamilienhauses, bei dem wir nicht nur die Architektur, sondern auch die Innenarchitektur und Einrichtung entwickelt haben. Es war ein intensiver Prozess, in den wir viel Herzblut gesteckt haben, und ich freue mich sehr darauf, das fertige Ergebnis bald zu sehen. Parallel dazu sind wir gerade dabei, ein neues Restaurant am Gärtnerplatz in München zu entwerfen – für mich einer der schönsten Orte der Stadt. Wir befinden uns in der kreativen Phase, in der wir verschiedene Ideen und Konzepte ausprobieren, was uns immer besonders viel Freude bereitet und unglaublich inspirierend ist.




Penthouse
mavi: Haben Sie einen persönlichen Design-Traum?
Azar Shirvani: Eine tiefe Faszination für traditionelle Handwerkskunst, insbesondere für persische Intarsienarbeiten, ist fest in mir verwurzelt. Eine Zeit lang habe ich diese kunstvolle Technik in eine moderne Formensprache übersetzt und in Form von Beistelltischen neu interpretiert. Die Verbindung von traditioneller Kunst und zeitgenössischem Design liegt mir besonders am Herzen. Ich hoffe, irgendwann noch tiefer in das kulturelle Erbe meiner iranischen Wurzeln eintauchen zu können und meine gestalterische Arbeit mit iranischen Kunsthandwerkern verwirklichen zu dürfen.
mavi: Wir freuen uns auf weitere Projekte und danken für das Gespräch, Azar Shirvani.